Herzlich willkommen in unserem

Haus für Kinder

...über die Montessori-Pädagogik in unserem Haus 


"Freude ist ein Indiz des inneren Wachstums."

Maria Montessori, aus: Schule des Kindes

Wer wissen möchte, was sich hinter dem Konzept der Montessori-Pädagogik verbirgt, stolpert vermutlich über folgende Fragen:


Steht Montessori für diese Pädagogik, bei der alles minimalistisch und aus Holz ist und die Kinder machen, was sie wollen?

Im Internet begegnen einem oft Bilder von optisch perfekt und nachhaltig eingerichteten Kinderzimmern, wenn man den Begriff „Montessori“ sucht. Diese zweifellos hübsch eingerichteten Räume spiegeln jedoch nicht das wider, was Ihr Kind in unserer Montessori Kita vorfinden wird. Statt Minimalismus steht den Kindern ein großer Reichtum an unterschiedlichsten Betätigungsmaterialien zur Verfügung. Vom Geschirrabwaschen über Fensterputzen bis hin zu Schmecken, Riechen, dem Erkunden von Zahlen und Buchstaben und natürlich auch kreativem Gestalten finden die Kinder immer ihren aktuellen Interessen entsprechende Möglichkeiten. Da die Kinder in altersgemischten Gruppen betreut werden, ergibt sich so eine umfangreiche Ausstattung. Holz wird tatsächlich als nachhaltiges, langlebiges und optisch sowie haptisch ansprechendes Material häufig verwendet. Hauptziel ist jedoch, die Kinder mit den „echten Gegenständen“ in Verbindung zu bringen.

Statt Plastikgeschirr gibt es welches aus Hartglas und alle Gebrauchsgegenstände, von denen es bei uns sehr viele gibt, bestehen weitestgehend aus denselben Materialien wie Sie es von zuhause kennen.

Den Kindern steht offen, womit und mit wem sie sich beschäftigen – damit diese freie Entscheidung gut funktionieren kann, gibt es innerhalb der Kita und der Gruppen ganz klare und feste Regeln und Strukturen für alle.


 Worum geht es in der Montessori-Pädagogik überhaupt?

Der Grundgedanke hinter der Montessori-Pädagogik ist die Bitte des Kindes “Hilf mir, es selbst zu tun!” und die Frage, was genau dieses eine Kind genau jetzt in diesem Augenblick braucht, um sich bestmöglich entwickeln zu können.


Kinder durchlaufen während ihrer Kindheit verschiedene Entwicklungsstufen. Wie von selbst folgen sie dabei ihrem eigenen inneren Antrieb. Es ist als hätten sie eine angeborene Navigation, welche Ihnen beispielsweise den Weg übers Rollen zum Krabbeln bis hin zum Gehen und Rennen weist. Montessori spricht hier von einem angeborenen inneren Bauplan des Kindes, welcher alle Entwicklungsbereiche abdeckt. Um einen Entwicklungsschritt zu erreichen, nutzen Kinder alles, was sie in ihrer Umgebung vorfinden. Von Geburt an saugen sie Eindrücke und Wahrnehmungen förmlich auf. Mit großen Augen beobachten sie die Welt um sich herum, nehmen immer mehr wahr und wollen ein Teil der Gemeinschaft sein. Sie passen sich der Welt an, entwickeln ihre Persönlichkeit und nehmen sich und ihre Umgebung immer bewusster wahr. Schließlich beginnen Kinder, Ihre Umgebung aktiv mitzugestalten.
In der Kita ist es Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, dafür zu sorgen, dass den Kindern Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen, in denen sie ihrem “inneren Bauplan” optimal folgen können. Dazu gehört neben der auf die kindlichen Bedürfnisse und Maße angepasste Gestaltung des Raumes auch die Haltung und der Umgang der pädagogischen Fachkräfte mit den Kindern.


Wie funktioniert dieser “innere Bauplan”?

Man kann ihn sich vorstellen wie eine Baustelle, welche verschiedene Phasen durchläuft, in welchen immer nur bestimmte Gewerke ihre Arbeit gut machen können. Das Kind ist in jeder dieser “sensiblen Phasen” besonders empfänglich für ganz bestimmte Lernerfahrungen. Dann erreicht es mit wenig Anstrengung und großem inneren Antrieb einen bestimmten neuen Entwicklungsschritt. Dies fällt ihm umso leichter und gelingt umso vollkommener, wenn es alles zur Verfügung hat, was es dazu braucht. Wie ein Handwerker, der beim Bau eines Gebäudes genau zum richtigen Zeitpunkt die nötige Baufreiheit und alle Materialien und Werkzeuge zur Verfügung hat, um seine Arbeit gut abzuschließen.
Von der Geburt bis zum Schuleintritt durchlaufen die Kinder sensible Phasen für Bewegung, Ordnung, Sprache, Sinneswahrnehmungen und soziales Miteinander. Genau auf diese Bereiche sind die Materialien und möglichen Tätigkeiten in unseren Gruppenräumen abgestimmt.

Warum “Materialien” statt Spielzeug? Und was hat es mit dieser großen Arbeit auf sich?

Jeden Tag findet bei uns die “Zeit der großen Arbeit” statt. Und spielen die Kinder auch einmal?
Kurz und knapp: Das Spiel ist die Arbeit des Kindes. Gemeint ist in der Montessori-Pädagogik dabei vor allem die innere Entwicklungsarbeit des Kindes, welche es vollbringt, indem es sich spielerisch mit seiner Umgebung auseinandersetzt. Wenn wir von “Arbeit” sprechen, ist es eine Würdigung dessen, was das Kind innerlich im Spiel vollbringt. Bei einem Blick in unsere Gruppen wird Ihnen auffallen, dass sich unsere Ausstattung von jener in anderen Kitas unterscheidet. 

In unseren Räumen gibt es beispielsweise kein herkömmliches Spielzeug. Den Kindern steht stattdessen eine große Vielfalt an verschiedenen Dingen zu Verfügung, welche auf ganzheitliche und spielerische Art und Weise genau die Bedürfnisse ansprechen, für welche sie ihrer Entwicklungsstufe entsprechend Interesse zeigen. Montessori nennt diese Beschäftigungsangebote daher “Entwicklungsmaterial”.


Ist Montessori gegen herkömmliches Spielzeug?
Nein! Es deckt einen anderen wichtigen Bereich der kindlichen Entwicklung ab – oder gleiche Bereiche auf eine etwas andere Art und Weise. Als familienergänzende Einrichtung haben wir als Kita die Möglichkeit und die Aufgabe, die familiäre Lebenswelt und Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes sinnvoll zu ergänzen. Dies bieten die Beschäftigungsangebote in der Zeit der großen Arbeit. Daneben ist es auch wichtig, dass den Kindern auf unserem Außengelände, zuhause, am Wochenende und im Urlaub etc. Zeit für ganz freies Spiel und freie Zeit bleibt.


Wie läuft die Zeit der großen Arbeit ab?

Die Kinder dürfen sich in dieser Zeit frei mit den im Gruppenraum zur Verfügung stehenden Materialien beschäftigen. Dabei wird nicht jedes Material für jede Altersstufe interessant sein. Die pädagogischen Fachkräfte beobachten die Kinder regelmäßig, sodass sie einen guten Überblick haben, was welches Kind gerade interessiert und ihm ggf. etwas neues passendes zeigen können. Wenn Ihr Kind den Umgang mit einem Material kennengelernt hat, darf es dieses selbst benutzen. Wann es will und sooft es will – und wenn es (noch) kein Interesse daran hat, ist es auch in Ordnung. In die Zeit der großen Arbeit gehört auch, andere Kinder beim Arbeiten zu beobachten, sich gemeinsam eine Beschäftigung zu suchen, in der Kreativecke kreativ zu werden, Pläne zu schmieden, Neues kennen zu lernen, gemeinsam zu Singen und Mahlzeiten vor- oder nachzubereiten. Die Kinder dürfen bei den verschiedensten alltäglichen Arbeiten mithelfen bzw. diese allein ausführen.
Die vorbereitete Umgebung in unseren Räumen ist so gestaltet, dass sie die Kinder ins Tätigsein bringt. Dies schafft eine ganz besondere Atmosphäre, in welcher manchmal zu beobachten ist, wie ein Kind ganz in seinem Tun aufgeht und sich nicht von äußeren Störungen ablenken lässt. Was heute weithin als “Flow” bekannt ist, entdeckte Maria Montessori bereits 1907. Sie nannte es die “Polarisation der Aufmerksamkeit”. Gemeint ist eine tiefe Konzentration in der Beschäftigung. Wenn das Kind mit seiner Arbeit fertig ist und die Polarisation der Aufmerksamkeit erreicht hat, empfindet es eine emotionale Zufriedenheit und kommt in ein inneres Gleichgewicht. Es wendet sich nach solch einer “großen Arbeit” wieder fröhlich seiner Umgebung zu. Unser Wunsch ist es, dass die Kinder im Umgang mit den Entwicklungsmaterialien und Angeboten in der Kita immer wieder etwas finden, was in ihnen solch ein “Flow-Erlebnis” auslöst - deshalb sprechen wir von der “Zeit der großen Arbeit.”